Was ist Geomantie?
Was ist Geomantie?
Die neue Beziehung zu unserem Heimatplaneten
von Johannes Heimrath, Lara Mallien252 Seiten
Format: 14,8 X 23,0
Broschur
ISBN: 978-3-927369-18-4
Die Geomantie wird in der Öffentlichkeit zunehmend wahrgenommen, wenn auch erst rudimentär verstanden. Dabei hat in den letzten Jahren innerhalb des Fachgebiets eine bemerkenswert selbstkritische Auseinandersetzung über die aktuelle Definition des Begriffs stattgefunden. Geomantie – poetisch „die Kunst, die Handlinien der Erde zu lesen“ – umschreibt heute die Wahrnehmung von Naturqualitäten, erweitert ökologische Betrachtungsweisen in die seelische Ebene hinein und gestaltet die Interaktion zwischen Mensch und Natur in Hinblick auf eine nachhaltige Gesunderhaltung ganzer Biosysteme. Ihre Anwendungsfelder umfassen Architektur und Wohngesundheit, Garten- und Städtebau, Landschaftsplanung, Medizin und Psychologie, Kulturgeschichte, Philosophie und Religion, Kunst und Neue Wissenschaft, aber auch eine verantwortungsbewusste, über transpersonale und transmaterielle Bereiche aufgeklärte Lebensführung. Sinnvolle Elemente der Wissenschaftlichkeit, wie der kritische Diskurs oder ein konsequenter Methodenpluralismus, sowie die Bemühung um Abgrenzung von empirischem Wissen, Hyphothesen und bisher nicht erklärbaren Methoden (die in der Praxis wirken, ohne dass ein physischer Wirkmechanismus bekannt wäre) machen die Geomantie zu einer Landmarke, an der sich der gesellschaftliche Dialog über die Zukunft des Lebens auf der Erde orientieren kann.
Die Beiträge des Buchs stammen von folgenden Autoren:
Marco Bischof, Stefan Brönnle, Paul Devereux, Reinhard Falter, Heide Göttner-Abendroth, Jutta Gruber, Jochen Kirchhoff, Nanda Thekla Kolbeck, Robert Josef Kozljanic, Ingeborg und Hartmut Lüdeling, Nigel Pennick, Marko Pogacnik, Herman Prigann, Siegfried Prumbach, Jörg Purner, Gesine Stöcker und Peter F. Strauss.
Das Buch spiegelt eine Diskussion, die seit dem Jahr 2002 in der Zeitschrift Hagia Chora intensiv geführt wird. Sie enthält Beiträge aus den Ausgaben 10 und 11 von Hagia Chora sowie die Artikelreihe „Geschichte der Wiederentdeckung der Geomantie“ von Marco Bischof und weitere in Hagia Chora erschienene Schlüsseltexte zur Geschichte, Praxis und Philosophie der Gemantie. Die Herausgeber ergänzen das Buch durch ein Kapitel über die Anwendungsgebiete geomantischer Praxis.
Aus dem Inhalt
Geschichte der Wiederentdeckung der Geomantie
Wissenschaftliche Experimente zur Geomantie
Naturphilosophische Grundlagen
Ein neues wissenschaftliches Paradigma
Erfahrung feinstofflicher Ebenen
Ganzheitliche Ökologie
Wissenschaft der Anderswelt
Anwendungsbereich der Geomantie:
Architektur, Landwirtschaft, Ökologie, Kunst, Raum- und Siedlungsplanung
Rezensionen
von Andrea Liebers am 05.05.2008
Auf die Frage des Titels kann man nach der Lektüre eigentlich nur antworten: Ein weites Feld, und das im geo-wahrsten Sinne des Wortes. Die Herausgeber haben 17 Autoren zu Wort kommen lassen, die allesamt bekannte Persönlichkeiten in der Geomantie-Szene sind und jeder und jede für sich dieses Feld auf jeweils eigene Weise begehen, beäugen, beschauen, besprechen, verstehen und beschreiben. Wer sich einen Überblick über die Geomantie verschaffen will, der ist mit der Lektüre des Buches richtig beraten. Welch weites Spektrum, welch unterschiedliche Ansätze, dahinterliegende Weltanschauungen es auf diesem Gebiet gibt, erfährt man hier. Sehr sympathisch, wie die Autoren damit ringen, ihren jeweils eigenen Zugang zu verorten, immer im Bewusstsein, dass ihre Kolleginnen und Kollegen einen durchaus anderen Zugang als sie selbst haben. Insofern bekommt man beim Lesen die Selbst-Kritik, die Infragestellung des jeweiligen Standpunktes so gut wie immer gleich mitgeliefert. Es ist einer der Reize dieses Buches, dass man das suchende Tasten spürt nach dem, was denn Geomantie sei, und dass allen Autoren klar ist, dass es noch keine fertigen Antworten auf diese Frage gibt. Ein profundes Buch in process, und das ist schon an sich ein Geschenk für den Leser, da er das Glück hat, an einem „Noch-Nicht-Wissen“ teilzuhaben, mit auf dem Weg zum Wissen oder auch in einer Sackgasse zu sein. So groß das Feld, so weit die Offenheit, die in diesem Buch angeboten wird! Bereichernd die Exkursionen in die abendländische Vergangenheit (u.a. sehr interessant der Artikel von Robert J. Kozljanic – Hieros Topos – Der heilige Ort, der dem Leser einen Einblick in einen Dialog von Plutarch „Über eingegangene Orakel“ gewährt, der fast wieder aktuell zu sein scheint). Von Heide Göttner-Abendroth, der Begründerin der modernen Matriarchatsforschung, erfahren die LeserInnen, wie matriarchale Kulturen im selbstverständlichen Einklang mit der Landschaft leb(t)en.
Allen Autoren geht es um das Ernstnehmen der Beziehung zwischen Menschen und der (Mutter) Erde, zwischen Menschen und Räumen (Orten, Landschaften) – und diese Beziehung besitzt jeweils eine ethisch-spirituelle Komponente. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Hellseher dieser Beziehung anders gegenübersteht, als eine Wissenschaftlerin, als ein Landschaftsplaner, als ein Rutengänger, als eine Künstlerin, als ein Philosoph. Nicht nur der Gegenstand vereint die Autoren, auch ihre Motivation: man möchte sich die Erde nicht mehr länger untertan machen, sie nicht gefügig halten um sie auszubeuten, sondern man bringt ihr Hochachtung entgegen und fragt, wie man sie unterstützen könnte. Spannend zu lesen sind die beiden Überblicksartikel von Marco Bischof, in denen er sowohl eine Begriffserläuterung versucht, als auch die historische Entwicklung bis zur Neu-Renaissance der Geomantie in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wobei auch ein Überblick über die Aneignung der Geomantie durch das Nazi-Regime (Forschungsgesellschaft "Ahnenerbe") nicht zu kurz kommt. Die Gefahr des Machtmissbrauch von „geomagischen“ (vermeintlichen oder echten) Fähigkeiten klingt in fast allen Artikeln an, und ganz krass drückt es Nigel Pennik, einer der Pioniere der modernen Geomantie aus, der beklagt, dass er leider von (viel zu) vielen fanatischen Rechtgläubigen der Geomantieszene beschimpft und übel geschmäht wurde, nur weil (oder wenn) seine Veröffentlichungen nicht in ihr Weltbild passten. So mahnt er (und mit ihm weitere Autoren des Bandes) eine immer wieder kritische Selbstbesinnung an, eine Prüfung der eigenen Motivation – vor allem, wo man doch auf seine Fahnen eine Heilung der Erde geschrieben hat, dann müsste der heilsame Umgang mit sich und anderen eigentlich eine selbstverständliche Voraussetzung sein.